Schlagwörter
Bitte klingeln, Herr Fuchs, Kähne, Käthe, Lastschiffe, Nachruf, Nicht füttern, Rummelsburger Bucht, See, Stralauer Ufer, Tod, Wasser
Herr Fuchs – Paul und Paula Ufer – nahe Ostkreuz – 10317 Berlin
Einmal glaube ich, habe ich Ihn gesehen, ganz hinten auf dem Wohnschiff. Woher ich weiss, dass er Herr Fuchs heißt? Das steht auf dem Briefkasten mit Klingel zum Fussweg am Paul und Paula Ufer. Außerdem steht hier noch „Vorsicht bissiger Hund“ und „Bitte nicht füttern“.
Manchmal höre ich ihn Abends in der Dämmerung mit einem kleinen Stahlbeiboot über den See motoren.
Herr Fuchs ist eine Besonderheit am Rummelsburger See. Bereits zu DDR Zeiten hat er es geschafft, hier sein Einsiedlerleben zu beginnen. Selbst die Wasserstadt hat nach 1989 mit allen
zur Verfügung stehenden rechtlichen, städtebaulichen Mitteln Herrn Fuchs nicht vertreiben können. Der Fussweg wurde gebaut und Herr Fuchs hat sein Gartentor mit Briefkasten am Anleger und eine kleine Brückenschleuse gebaut. Die Schleuse dient dazu, dass sein schwarzer Hund, der aber nur ab und zu hier wohnt, nicht die neugierigen Spaziergänger beisst (Bitte nicht füttern).
Das Ensemble besteht aus einem Wohnschiff und einem Arbeitsschiff. In den Kabinen des Wohnschiffes, das wohl auch mal ein Arbeitsschiff war, wohnt Herr Fuchs. Im Winter weiss jeder, dass er zuhause ist, leichter Rauch steigt aus dem Ofenrohr.
Im Sommer pflanzt sich Herr Fuchs Geranien und ein paar andere Blumen am Steuerhaus als Vorgarten zum See.
Manchmal hört man ihn im Arbeitsschiff arbeiten: Holz sägen, Metall dengeln oder etwas hin und herräumen. Seine Frau hieß bestimmt einmal Käthe, denn so hat er sein Wohnschiff getauft.
Der Liegeplatz ist für jeden Städter der Traum mit Ausblick auf den See. Ich liebe Herrn Fuchs und sein Ensemble.
Nachruf
Herr Fuchs wurde am 5.7.2010 tot auf seinem Hausboot aufgefunden. Er ist wahrscheinlich eines natürlichen Todes gestorben. Der zeitweilige Umzug seiner Kähne an das Stralauer Ufer und zurück und die Aufregungen über die geplanten Bebauungen am Ostkreuz (seiner Heimatbucht), haben ihn bestimmt unruhig gemacht.
Herr Peter Fuchs wurde 68 Jahre alt, wo ist sein Hund geblieben?
Hoffentlich bleiben uns seine Schiffe noch etwas erhalten.- Wir denken an ihn und werden ihn vermissen.
http://stralau.in-berlin.de/blog/2010/07/05/herr-fuchs/
© Kormoranflug 2008/2010
Danke für diese anrührende Geschichte.
Oh, was für eine Geschichte. Und ein schönes Denkmal für Herrn Fuchs.
Ich trauere mit dir um den Herrn Fuchs.
Oh… Herr Fuchs…
Das ist aber schade, ich bin aufgrund deiner Geschichte sogar dort spazieren gewesen, irgendwann im kühlen Frühjahr…
Irgendwie tröstlich, dass Herr Fuchs hier ein virtuelles Andenken behält, während er in einer anderen Welt seine Einsiedelei weiterführt…
Danke für dieses Posting! Bin dort früher oft spazieren gegangen. Dann zog ich in einen anderen Bezirk. Ein halbes Jahr später waren die Boote dann weg. Ich vermisste sie. Außerdem ist die Gegend inzwischen rettungslos zersiedelt. Alt-Stralau stresst. – Ich glaube überdies mich zu erinnern, vor etwa zehn oder vielleicht auch schon fünfzehn Jahren eine Lokalfernsehen-Doku gesehen zu haben, die Herrn Fuchs zeigte – mit allerdings nicht nur EINEM, sondern ziemlich vielen, ca. sieben Hunden auf dem Boot.
Bilderinnern des Verschwundenen. Danke nochmals!