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Confiteor quia peccavi nimis cogitatione, verbo, opere et omissione:                       mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa

„Ich bekenne ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken
durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine grosse Schuld

16 Jahre war ich als Messdiener in der katholischen Kirche, dabei hatte ich es noch gut getroffen, meine Stimme war beim Singen zwar glockenhell und schön aber für den Chor der Domspatzen hatte es nicht ganz gereicht. Die in den Schulferien nachhause kommenden Jungs erzählten immer gruseliges. Die Eltern glaubten ihre Kinder wohlbehütet und wir Kinder verrieten nichts.

Andere Familien ab 4 Kindern schickten jeweils einen Sohn zu den Jesuiten – einer musste eben Pater oder Pfarrer werden – damit für das Seelenheil der Familie, der Grossbauern auch nach dem Tod gesorgt war.
Meine Spezialitäten als Ministrant waren: besonders heilig schauen, zur richtigen Zeit die Glocken zu läuten, Gebete mit feiner Stimme zu sprechen, alle gehörig in Weihrauch einzuräuchern und dem Pfarrer nur kleinere Streiche zu spielen.
Ein schöner Streich war zum Bespiel vor der Wandlung (hier wird nach dem Glauben Wasser zu Wein) in den Kelch des Pfarrers oder des Bischofs nur Wasser aus der linken Kanne zu schütten und die rechte Weinkanne nicht zu senken. So musste er Wasser trinken – bei der Waschung schüttete man ihm dann den ganzen Wein in die Kanne und in der Sakristei bekam man hinterher eine ordentliche Lesung.
Hochämter mit Bischof und vielen Ministranten waren furchtbar, die ungeübteren Ministranten liefen oft ausserhalb des Zeremoniells quer durcheinander, läuteten an der falschen Stelle, liessen das Feuer im Weihrauch-Fass ausgehen, stolperten mit dem Kelch, marschierten zu früh in die Sakristei. Hinterher mussten alle Ministranten dafür büssen.

Weihnachten ist für mich keine Zeit der Freude sondern des Grauens. Mein Vater war früh gestorben und so weinte und stritt die Familie immer unter dem Weihnachtsbaum. Das war kein Tag der Freude. Natürlich ging man später zur Christmette (Weihnachtsmesse um Mitternacht) und alle Familien, Bauern, die Priester, die Leiter der St.Georgs-Pfadfinder, der Feuerwehrhauptmann, der Bürgermeister und all die wichtigen Leute aus dem Dorf, auch die Vertreter der politischen Partei mit C zeigten mir ihre falschen Gesichter.
Seitdem kann ich echtes Gold von falschem unterscheiden. Der oben gezeigte Raum, den ich beim Fischfang entdeckte war jedenfalls voll mit falschem Gold, falschen Gemälden, falschen Werten.
Der Zigarrenrauch des Ungemaches hing noch in den Räumen.

Eine Weihnachtsgeschichte von
© Kormoranflug 2016