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Buchweizen, Kormoran kocht, Kruska, Shiitake, Waerland, Weizen geschält, zum 97. Geburtstag
Meine Kindheitserinnerung an ungeschälten oder geschälten Weizen und Buchweizen kann ich schlicht mit „grauenhaft“ bezeichnen. Da meine Mutter, heute würde sie 97 Jahre alt werden, eine Anhängerin von Are Waerland (schwedischer Ernährungsreformer 1876-1955) war, wir nach diesen Regeln der Lebensreform lebten und uns entsprechend ernährten, gab es neben der Rohkost oft einen Getreidebrei mit dem Namen „Kruska“. Als Kind vermutete ich dahinter einen russischen Brei – eine kommunistische Verschwörung -, den es dort aber auch in unserem Land bereits seit der Altsteinzeit, später mit dem Namen Grütze gab.
Für Kruska wurden verschiedene Getreide, hauptsächlich jedoch Weizen, Buchweizen, Roggen, Hafer, Gerste manchmal auch mit Hirse, Leinsamen und Weizenkleie gemischt, mit Wasser 10 Minuten gekocht, dann wurde der Topf dicht in Zeitungspapier und Decken eingeschlagen und mindestens 2 bis 5 Stunden zum ausquellen warm gehalten. Die Kruska wurde weiter nicht gewürzt und entweder pur oder mit etwas Milch, Joghurt (bei uns vergorene Milch) oder ein paar wenigen Trockenfrüchten gegessen. Jeder Bissen musste nach Vorschrift 100mal gekaut werden. Aus Kruska kann man auch noch geschmacklose Kekse backen.
Trotzdem habe ich mich vor Kurzem nach anderen verwendeten alten Getreiden mal wieder dem Weizen gewidmet und als Risotto ausgearbeitet.
Geschälter Weizen mit Shiitakepilzen
180 g geschälter Weizen
Wasser, 1 Prise Salz
2h einweichen, absieben
1 Schalotte klein geschnitten
2 EL Sonnenblumenöl
100 g Shiitakepilze, geputzt
350ml Gemüsebrühe
1 Schuss Weisswein trocken
1 Prise Safran
1/2 TL Ras el Hanout
Salz, Pfeffer
1/4 Zitrone ausgepresst
2 EL kalte Butter
Nachdem der Weizen quellen durfte, zuerst im Topf die Schalotte andünsten und die Shiitakepilze halbiert zugeben, den geschälten Weizen zugeben und mit etwas Zitronensaft, einem Schuss Weisswein und Gemüsebrühe ablöschen. Rühren und wie Risotto zubereiten, immer etwas heissen Gemüsefond nachgiessen, nach 15 Minuten den Safran und Ras el Hanout zugeben und nachwürzen. Zwischendurch eine Bissprobe machen. Zum Schluss noch die kalte Butter unterrühren und servieren.
Bei mir gab es dazu scharf gewürzte Hühnerbeine und einen Gemüse-Relish aus Brokkoli und Tomaten.
© Kormoranflug 2017
Trotz kulinarisch vielleicht etwas schwieriger Kindheit, hast du aber hervorragend kochen gelernt :)
Neben dem Fische fangen meine einzige Begabung
Na, da lässt sich doch einiges draus machen :)
Der gute Waerland würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, aber was du da gekocht hast, klingt sehr lecker 😀
Bestimmt müsste ich ins Exil gehen, Gewürze gehen gar nicht.
Kenn ich 😩
Ich bin begeistert.
Sieht auch wirklich lecker aus!
Klingt köstlich.
Meine Mutter wäre heute 79 Jahre alt geworden.
„Aus Kruska kann man auch noch geschmacklose Kekse backen.“ Ich lach mich kaputt. Gut, dass die Marokkaner diese wunderbare Gewürzmischung erfunden haben!
Ist es nicht komisch, dass das, was man als Kind gehasst hat, einem als Erwachsenem als Erinnerung an die Kindheit wieder schmeckt? Bei mir waren es Perlgraupen. Graupensuppe- grauenhaft. Jetzt freue ich mich jedes mal, wenn ich sie in unserer Kantine auf dem Speisezettel finde.
Ja, schließe mich da an: früher gab es viele Dinge, die man nicht mochte, aber mitunter mag man es später doch…
Aber, schwarzer Vogel, ähnliche grützartige Zusammenstellung wurde beispielsweise bei der Untersuchung des Tollund-Mannes in dessen Magen gefunden, ein Germane, der als Moorleiche endete. Dem untersuchenden Wissenschaftler wurde folgendes Bonmot in den Mund gelegt: „Er war genug damit gestraft, dass er das Zeug essen musste..“
Dafür habe ich prima Zähne – hat alles auch Vorteile.
Es ist sicher herzlos das zu sagen, aber dein Kindheitstrauma ist sehr unterhaltend. Das Rezept klingt sehr gut.
Perlgraupen waren es auch bei mir und rote Beete, nun bau ich letzteres im Garten an. Vielleicht ist es die Sehnsucht zur Sorglosigkeit der Kindheit die uns damals verhasstes jetzt wieder aufleben lässt.
Ich folge dir jetzt endlich mal :-)
Gruß Conny