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Der einzige Ort im Hotel an dem das Wifi kostenlos funktioniert, ist die Eingangshalle gegenüber der Rezeption. Hier wurde ein Bereich mit Spiegeldecke und tiefem Teppich konzipiert. Entlang der fensterlosen Wand mit davor montierten LED beleuchteten, abstrakten, baumartigen Scherenschnitten, waren tiefe weiße Ledercouchen aufgereiht, gegenüber jeweils zwei schwarze Ledersessel im modernen Corbusier-Stil. Hinter einer Säulenreihe führte der Verbindungsgang aus rotem Granit vorbei. Betritt man den Bereich, sitzen aufgereiht die Menschen mit geneigten Köpfen. Alle waren in ihre Smartphones, Tablets oder Laptops vertieft. Niemand spricht ein Wort. Stille –
Da öffnet sich die Aufzugstüre am Ende der Halle. Zwei junge Männer betreten den Verbindungsgang zwischen Aufzug, Ausgang und Weg zum Garten. Ein lautes Klappklapp, Klappklapp, Klappklapp, Klappklapp ertönt bei jedem Schritt. Nein das sind nicht die Geräusche von high heels, sondern spezielle Rennrad-Schuhe mit Klötzen für das Einhaken in die Rennrad-Pedale.
Alle konzentrieren sich wieder auf das Tablet. Der Aufzug öffnet sich, Klappklappklapp, klappklappklapp, Klappklapp, klappklappklapp, die Geräusche werden lauter, rhythmischer, mischen sich mit Kommenden und Gehenden. Junge Männer in bunten eng anliegenden Trikots laufen in der Halle durcheinander. Die einen müssen noch einmal zum Zimmer, andere zum Garten, sie holen das wertvollste was sie dabei haben, ihre Spezialrennräder mit dünnen Reifen, breiten Felgen, Carbonrahmen und je zwei eingehängten Wasserflaschen. Die Leerlauf-Naben der Räder surren zum Klappklapp Klappklapp. So laufen an die achtzig Rennrad-Profis durch die Gegend und die Geräusche erhöhen sich fast schon zu einem Crescendo. Da plötzlich ein anderer Rhythmus: tac tac tac tac tac – alle Blicken richten sich auf eine Rennrad-Fahrerin, die läuft „auf Spitze“ mit den Spezialschuhen ganz elegant durch die Halle.

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