Schlagwörter
Berlin, olle Malerei, Osthafen, Rauch, Zigarren, Zigarrenkisten, Zigarrenkistenbrettchen, Zigarrenrauch
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Die Künstlerin und Bloggerin Susanne Haun hat im Rahmen Ihres 23. Kunstsalons zusammen mit Frank Koebsch zum Thema bemalen von Zigarrenkistenbrettchen aufgerufen. Mir gefallen Werke, die auf eine Art eine Beschränkung auferlegen und andererseits die Freiheit der Gestaltung lassen. Da ich mich in meiner Freizeit mit abstrakter Aquarell-Malerei beschäftige, habe ich mich entschlossen mitzuwirken und ein bemaltes Zigarrenkistenbrettchen einzureichen. Das Grundmaterial zu bekommen war nicht so einfach. Meine Zigarrenkiste aus der Kindheit ist bestimmt in meinem Elternhaus verblieben und wurde sicher längst entsorgt. Zuerst schaute ich im web nach den Kisten. Es gibt einen Online-Zigarrenhändler, der auch leere Kisten anbietet. Doch musste man sich dafür komplett nackig machen und einer Schufa-Auskunft zustimmen. Nee so etwas mache ich nicht.
Bei einem Rauchwaren-Zigarren-Händler am Roseneck ging ich kurz vor Weihnachten ins Geschäft und sagte: „ich bin Nichtraucher, möchte für meine Enkel ein paar leere Zigarrenkisten erwerben“. Der wirklich kleine Verkaufs-Raum war total verqualmt. Ein Dauerkunde lehnte seitlich am Tresen und musterte mich mit unruhigem Blick, da ich das Gespräch des Dauerkunden mit dem Inhaber unterbrochen habe. Viel Platz war nicht, vor dem Tresen stand alles voll mit Kartons. Der ältere Inhaber schaute mich mit seinen wasserblauen Augen glasig an, zog ordentlich an seiner Zigarre und blies mir den Rauch komplett ins Gesicht: „habe ich nicht“, murmelte er. So verliess ich diese kleine Oase des Rauches und schnappte draussen hörbar nach Luft.
Nun schwankte ich geistig wieder hin und her Richtung Internet.
Da kam mir die Idee, am Osthafen residierte einer der grössten Zigarrenhändler von Berlin. Schwierig mit dem Auto anzufahren – von Bus- und Bahn-Stationen ist es weit entfernt. Bei einem Einkauf passte ich die Öffnungszeit ab und war pünktlich zur Öffnung des Geschäftes um 12.15 Uhr am Samstag vor Ort. Das ist kein Geschäft sondern ein Palast in der ehemaligen Hafenmeisterei. Clubräume zum gemeinschaftlichen Rauchen mit passenden stilvollen englischen Möbeln in villenähnlicher Gebäude-Struktur. Sehr hohe Räume, abgetrennt von Gläsern in Stahlrahmen. Man konnte die deckenhohen, verglasten und klimatisierten Humidore sehen.
Der Chef liess gerade die Kasse die Abrechnung des letzten Abends ausdrucken und würdigte mich keines Blickes. Ein Angestellter, ein netter grosser junger Mann mit gepflegtem Vollbart kam aus den hinteren Gemächern und fragte mich, was er für mich tun kann. Meine Nachfrage für die leeren Zigarrenkisten schwächte ich inzwischen ab „es müssen keine aus Kuba sein“, denn inzwischen wusste ich, dafür werden hohe Sammlerpreise gezahlt. Er schaute mich an, dachte nach und meinte, er sucht etwas heraus – so bekam ich Zigarrenkisten in verschiedenen Formaten.
Zuhause war ich von den Kisten so begeistert – sie waren von allen Seiten mit Papier bezogen und schlossen so wunderbar. In einer Kiste war noch ein Einlage-Holzblatt gegen Insekten. Aussen die Warnung: Rauchen ist tödlich. Was konnte man in diesen wunderbaren Kisten alles aufheben und sammeln. Zum Zerstören für eine olle Malerei doch viel zu schade.
© Kormoranflug 2020
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