Ein richtiges Rennauto – na ja eine „Rennsemmel“ wie man süddeutsch sagte, sollte es sein. Die Farbe war leider Baby-blau und nicht Rennwagen-rot und es war kein Fiat 500 wie jeder nach dem ersten Blick dachte, sondern ein Steyr-Puch 500. Die Steyr-Puchwerke entwickelten auf der Plattform des Topolino 500 einen alpintauglichen Kleinwagen mit stärkerem Motor und verstärkten Bremsen. Die Kiste hatte ein klappbares Faltdach und musste mit Zwischengas geschaltet werden. Zwischengas heisst auskuppeln, die getrennten Antriebs- und Getriebescheiben durch einen kurzen Tritt aufs Gaspedal auf gleiche Umdrehungen bringen und dann den Gang einkuppeln.
Einmal stand ich auf einem Parkplatz vor einem Mercedes SL, der Besitzer wollte herausfahren um etwas auszuladen, ich gab ihm den Schlüssel und meinte: ich habe nichts dagegen, wenn Sie den Wagen zur Seite fahren. Der sportliche Mercedes-Fahrer lächelte und meinte, die Tatsache dass er ein grösseren Wagen fährt, heisst nicht, dass er einen Puch 500 fahren könne. Er hatte recht, das Anlassen mit dem gesonderten Kaltstartzug und Anlasserhebel auf der Mittelkonsole musste geübt sein.
Damit der Wagen noch schneller wurde, baute ich die Heckklappe mit Gummispannfedern auf Abstand um und schraubte in der Werkstatt selbst polierte und gehonte neue Ansaugstutzen in Form kleiner langen Trompeten auf die Einsaugdüsen. Diese schauten dann oben aus der Heckklappe und brachten noch einmal 4 PS mehr auf die Straße und auch einen ordentlichen Sound. Die überzüchtete Maschine forderte aber auch, dass ich fast jedes zweite Wochenende zwei bis drei Stunden schrauben musste. Der Beginn einer lange andauernden Liebe.-

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