Schlagwörter
Alt Kladow, BVG-Fähre, Ihmchen, Imchen, Königsberger Klopse, Kladow, Kormorane, Wasser, Wellen, West-Berlin, Wind, Zum Dorfkrug
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„Ihmchen“ sagt man in Berlin von jemand der nicht anwesend ist in einer verniedlichenden Form.
Mein Imchen kann am besten von der BVG-Fähre, die zwischen Wannsee und Kladow verkehrt aus besichtigt werden. Das Imchen ist eine Flussinsel der Havel bei Kladow. Diese Insel steht unter Naturschutz und ist fast komplett zugewachsen und bewaldet. Als Heimat für Graureiher, Kormorane, Haubentaucher, Eisvögel, Schwarzmilan und andere Vögel ist die Insel bekannt. Kormorane und Graureiher haben die Bäume aufgeteilt und bevölkern hier grosse Nester – ganze Brutkolonien. Sobald die Fähre die Insel umrundet, sieht man ein reges Treiben und das Auffliegen der Kormorane an den Horsten.
Der Weg „Alt Kladow“ führt uns vom Fähranleger in Kladow den Hang hinauf „Zum Dorfkrug“ von Kladow. Hier ist die West-Berliner Zeit wie vor dem Mauerfall stehen geblieben.
Die Wirtin steht noch als Inhaberin für das urige, rustikale Restaurant. Begrüsst wird man sehr freundlich von zwei netten Männern im mittleren Alter. Am Tisch zum Eingangs-Fenster sitzen drei Ladies als Stammgäste, die nach ihrem Einkauf noch etwas zu besprechen haben und sich dabei einen Schoppen Wein, ein Bier oder ein paar Schnäpse gönnen.
Am Tresen auf Barhockern sitzt männliches Stammpublikum von kräftiger Statur, die sich das Feierabendbier, es ist Samstag, früher Nachmittag, schmecken lassen.
Der Wirt fragt uns, nachdem wir auf einer der Holz-Eckbänke mit kleinen Sitzkissen Platz genommen haben: mit Essen? Ja natürlich. Er bringt die Karte mit gut bürgerlichen Gerichten und sagt er hätte auch noch Königsberger Klopse, jedoch aus Schweinefleisch, Buletten, Kutscherteller und Eisbein. Wir entscheiden uns für die sog. Königsberger Klopse und dem Schweineschnitzel Wiener Art. Dazu gibt es Salat und zum Schnitzel Pommes. Auf meine Bitte, den Salat mit Essig und Öl, ohne Joghurt Dressing zu servieren, rief er in die Küche: Salat wie immer.
An der Wand hängen schwarz-weiss Fotos von früheren Dorfszenen und Gebäuden. Darunter gibt es eine dunkle Holzverkleidung, diverse Pflanzen wuchern am Fensterbrett.
Obwohl am frühen Nachmittag nicht mehr als acht Gäste anwesend waren, gab es neben den Gesprächen über Freunde (olle Ihmchen) und Begebenheiten am Ort immer etwas Unruhe im Raum. Die meisten Anwesenden waren wohl Raucher und so zogen sie immer wieder zum Aussenzelt (im Sommer Biergarten) um sich eine Zigarette anzuzünden und dort weiter zu klönen.
Ein weiterer Gast kam und bestellte sich ein Eisbein und vertiefte sich in eine Zeitung. Seitlich über Ihm schwebte im Februar noch ein grosser, vertrockneter Adventskranz.
Ausgezeichnet und gekocht wie früher waren die Gerichte. Das Schnitzel war frisch zubereitet, gross und zart, der Wirt meinte spassig „Kinderschnitzel“, der Salat als Beilagensalat sehr gut und die Königsberger Klopse lecker wie früher bei Muttern. Die Biere sind gepflegt und selbst Apfel-Schorle wird im Weinschoppenglas serviert.
Obwohl wir keine Stammgäste sind, fühlten wir uns in der Gemeinschaft der Stammgäste mit einigen Sprüchen aufgenommen.
Zum Abschied (Barzahlung ist obligatorisch) gab es für jeden ein Täfelchen „After Eight“, das gab es früher immer als besondere Wegzehrung.
© Kormoranflug 2020
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Danke für den Tipp, das hört sich gut an. Weißt du, ob man mit dem Rollstuhl hin kommt?
Lieben Gruß
Ela
Für den Weg von der Fähre (Hang-Strasse) benötigt man wahrscheinlich eine unterstützende Begleitung. Eingang und Biergarten sowie Innen geht sicher. Das WC ist ebenerdig aber in der Grösse nicht geeignet.
Vielen Dank, also ginge es, meine Mutter kann noch ein paar Schritte laufen.
Dette klingt so rischtisch jut!
Das leite ich mal an „meine Berlinerin“ weiter, weil es so gut klingt.
Eine schöne Miniatur von dir. Bei mir raus an der Havel in Heiligensee gibt es auch noch solche Lokale, die in der 70ern hängen geblieben sind. Teilweise ist das Gartenmobiliar schon etwas bemost, das Personal aus dem ehemaligen Jugoslawien in Ehren ergraut und mir wurde klar, warum es für die Westberliner eine Berlinzulage gab.
Die acht Prozent mehr hätte ich auch gerne – Kunden möchten am liebsten die MwSt 19% sparen, „sie haben ja nichts davon“ sagen sie.
interessante Beschreibung
Ein nettes Eckchen Berlins beschreibst du da, lieber Tom. Ähnlich ist es in Lübars, allerdings ohne Wasser (wenn man das Tegeler Fließ nicht mitrechnet …) .
Ach, wie schön! Ich bin schon lange nicht mehr mit der Fähre über den See und den Fluss gefahren. Das letze Mal, das ich an Imchen vorbei bin, war mit dem Segelboot, ohne Landgang im „alten West-Berlin“.
Die neue Fähre ist wesentlich grösser als früher, trotzdem gab es im Februar zur Abfahrt (immer zur vollen Stunde) schon eine gut gefüllte Fähre.
Interessanter Ausflugstipp, den ich bestimmt bald mal beherzigen werde. Hab Dank dafür!
Man sollte nicht zu viel erwarten, es ist ein einfaches uriges Restaurant.
macht nichts :-) schon allein auf die Fährfahrt und das Schlendern auf der anderen Seite habe ich Lust, kulinarisch erhoffe ich mir sowieso nur Kaffee und Kuchen, da ich kein Fleisch esse.
Kann mich aber noch an die „echte“ Berliner Kneipe bei mir um die Kindheitsecke erinnern, ohne Michkaffee und „Prenzlberger Schnickschnack“, dafür mit Bratkartoffeln und Eisbein. Ist leider lange her …
Da mussick hin!