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Berliner Architektur, Berliner Tuschkasten, blaues Haus in Berlin, Bruno Taut, Ebenezer Howard, Falkenberg, Garten, Gartenstadt, Hügel
Ein blaues Haus zu errichten, wer traut sich das schon. Was für ein tolles kräftiges
Blau. Wie wohnt es sich da? Springt einem das Herz, wenn man nach Hause kommt und sein blaues Haus schon von weitem leuchten sieht?
Die erste der sechs Siedlungen in Berlin, Bezirk Treptow von Berlin, die Bruno Taut
1913 begonnen hat, entsteht in Anlehnung an Konzepte des Engländers Ebenezer Howard. Dieser regt in seinem Buch „Tomorrow. A Peaceful Path of Real Reform“ die Bildung von Gemeinschaften aus Stadt- und Landbevölkerung an. Gesellschaftspolitisch sollte so diese Durchmischung und die Bildung von Boden-Gemeineigentum Spekulation und soziale Ungleichheit verhindern.
In Deutschland sollte diese Reformbewegung „Gartenstadt“ alle Lebensbereiche verbessern und den katastrophalen Verhältnissen in den Mietskasernen entgegenwirken.
Dazu gehörte: Erziehung, Kleidung, Ernährung, Bewegung, Sexualverhalten und der Gedanke eines dezentralisierten parlamentarischen Systems.
Die Deutsche Gartenstadt Gesellschaft erwarb das Gelände in der Nähe des Vorortes am Bahnhofes Grünau und es entstanden die ersten Bebauungspläne für alle Bevölkerungsschichten: kleine Wohnungen mit Küche, Stube, Kammer im kleinen Etagenhaus, reihenmäßige Bürgerhäuser mit fünf Zimmern. Das Gelände weist erhebliche Höhenunterschiede auf. Begonnen wird um den Akazienhof: ein Einzelhaus von Tessenow und darum herum Reihenhäuser und Typen mit 8 Wohnungen in Geschosshäusern.
Die Wohnungen sind klar und einfach gegliedert. Aussen spielt Taut mit Unregelmäßigkeiten in der Anordnung und kleineren Details. Die Wirkung von gemeinschaftlichem Hof, individueller Gruppe wird mit malerischen Mitteln unterstützt. Olivgrün, kräftiges Blau und Ocker. Farbspiele aus komplementären Farben und Mustern ergänzen das Ensemble. Bruno Taut: „Widerstehe den Prinzipien“.
Von der ursprünglich geplanten Grösse der Siedlung wurde nur ein kleiner Teil verwirklicht. Verändert wurden die Pläne durch den ersten Weltkrieg und der veränderten Bodenpreise nach 1926.
Architekt: Bruno Taut
Gartenstadt Am Falkenberg, Berlin-Grünau 1913-1914
Restaurierung, Farbrekonstruktion 1994, W. Brenne
Strassen: Akazienhof, Am Falkenberg, Gartenstadtweg
Literatur: Natur und Fantasie 1880-1938 M. Speidel
© Kormoranflug
wassily sagte:
Das blaue Haus hat was von Skandinavien… und die Siedlung ist vorgemerkt für den nächsten Berlin-Besuch.
Sehr schöner Tipp !
karu02 sagte:
Danke für diesen Hinweis. Unser Haus muss gestrichen werden, vielleicht diesmal farbig statt weiß.
vilmoskörte sagte:
Da hat der Bruno noch Häuser mit klassischem steilen Dach gebaut, war ja auch ein paar Jahre, bevor er mit dem Flachdach Anlass zum Zehlendorfer Dächerkrieg gegeben hat. Ich hab’s leider bis heute noch nicht geschafft, die Siedlung zu besuchen, gut, dass du mich wieder erinnerst.
konniebritz sagte:
Wie heißt es so schön:
„Gibt es einen, der sich traut,
und dem Taut
den Pinsel klaut“
Von außen sehen die grellen Farben schön aus. Und innen? Sind die Wände auch schrillbunt gestrichen? Das war doch Tauts Idee.
Die Tuschkastensiedlung ist ein Schmuckstück.
lakritze sagte:
Da springt einem sicher das Herz! Tut’s ja schon beim bloßen Anblick der Bilder.
Corinna sagte:
Das Blau ist etwas kräftig, aber ich denke, ich könnte mich daran gewöhnen.
Kathleen sagte:
Hey,
wenn man auf dem Weg mit der S-Bahn zum Flughafen Schönefeld aufpasst, dann sieht man die Tuschkastensiedlung bei der Vorbeifahrt. Weil uns das damals neugierig gemacht hat, sind wir im letzten Jahr zur Siedlung gefahren und haben Fotos gemacht. Die sind unter https://www.travelcats.de/europa/deutschland/berlin-tuschkastensiedlung/ zu finden.
Liebe Grüße
Kathleen